Paul Cresta arbeitet seit drei Jahren als Jobcoach bei der GEWA Stiftung für berufliche Integration in Zollikofen. Er unterstützt Menschen beim beruflichen Wiedereinstieg, die aus psychischen Gründen zurzeit nicht oder nur teilweise die Anforderungen des allgemeinen Arbeitsmarktes erfüllen können. Er hilft ihnen, einen geeigneten Einsatzort im allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden, damit sie ihre Arbeitsfähigkeit erproben können. Aufgrund seines beruflichen Hintergrunds als Schreiner und der entsprechenden Branchenerfahrung betreut Paul Cresta vor allem Klient*innen, die ein Arbeitstraining in Gewerbe- und Handwerksbetrieben absolvieren. So begleitet er auch immer wieder Klient*innen bei Arbeitseinsätzen in der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG.
Paul Cresta, wie sind Sie mit der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG in Kontakt gekommen?
Paul Cresta: Durch den Tipp eines Arbeitskollegen gleich zu Beginn meiner Anstellung in der GEWA. Er teilte mir mit, dass ein Arbeitsplatz in der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG frei werde, da sein Klient von da in einen anderen Betrieb wechseln würde.
Was war Ihr nächster Schritt?
Ich habe mit Sonja Tscholl Egli, unserer Ansprechperson bei der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG, Kontakt aufgenommen und gemerkt: das geht ja ganz einfach und unkompliziert! Frau Tscholl Egli hat viel Erfahrung und kann sehr gut auf die Bedürfnisse der Klient*innen eingehen. Was bei der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG zudem ideal ist, ist das vielfältige Aufgabengebiet. Von sehr anspruchsvollen Tätigkeiten wie der Möbelmontage bis zu einfacheren Aufgaben wie der Reinigung von Einzelteilen ist für jedes Anspruchsniveau etwas dabei.
Wie finden Sie heraus, ob ein Arbeitsplatz für eine*n Klient*in passt?
Es gibt immer ein Vorgespräch mit dem*der Klient*in vor Ort im arbeitgebenden Betrieb und in den meisten Fällen vereinbaren wir noch einen Schnupperarbeitstag.
Wie geht es weiter, wenn die Klient*innen im Arbeitseinsatz sind? Begleiten Sie sie weiterhin?
Ja, ich bleibe ihre Ansprechperson. Ich besuche sie regelmässig vor Ort im Betrieb, schaue, wie es am Arbeitsplatz läuft, und bespreche mit ihnen, wie es nach dem Arbeitseinsatz weitergehen soll.
Welche Rolle haben die Betriebe?
Die Betriebe, resp. die Bezugspersonen wie beispielsweise Frau Tscholl Egli, geben mir und den Klient*innen Rückmeldung zu den erprobten Fähigkeiten und den Entwicklungen am Arbeitsplatz. Diese Aussagen lasse ich in die Berichte für die IV einfliessen.
Was sind das für Aussagen?
Es geht zum Beispiel darum, wie lange ein Mensch konzentriert arbeiten kann, wie anspruchsvoll die Aufgaben sein dürfen und wie es um die Grundarbeitsfähigkeit und Kompetenzen wie Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit steht. Es ist mir wirklich wichtig, die konkreten Aussagen der arbeitgebenden Betriebe in den Berichten zu erfassen. So hat die IV schliesslich eine gute Grundlage, um die weiteren Eingliederungsmassnahmen und Leistungen für die Klient*innen zu bestimmen. Von Frau Tscholl Egli erhalte ich jeweils sehr fundierte Rückmeldungen. Sie hat eine sehr gute Art, die Menschen zu beobachten und ihre Arbeitsfähigkeit zu beschreiben.
Können Sie uns ein Beispiel eines Arbeitseinsatzes in der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG erzählen?
Ich hatte mal eine Klientin aus dem Gesundheitswesen. Sie wollte nach einem Burnout wieder beruflich einsteigen. Die Klientin dachte stets, dass sie weiterhin im Gesundheitsbereich tätig sein würde. Aber jedes Mal, wenn sie etwas in der Art machte, wurde ihr die Belastung wieder zu gross. Also haben wir es mal mit einem Einsatz in der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG probiert.
Und da hat es funktioniert?
Erfreulicherweise ja, die handwerklichen Tätigkeiten haben ihr sehr gefallen. Sie stellte fest, dass sie diese Art von Arbeit brauchte, damit es ihr gut ging. Nun macht sie eine Ausbildung zur Kunststofftechnologin.
Was erzählen Ihre Klient*innen über ihren Arbeitseinsatz in der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG?
Sie sind alle sehr dankbar, dass der Tätigkeitsbereich so vielseitig ist. So können sie, wenn sie einen schlechten Tag haben, auch mal eine einfachere Arbeit ausführen. Zudem werden immer wieder die ruhige Arbeitsatmosphäre und die einfühlsame Betreuung erwähnt.
Wann ist für Sie eine berufliche Integration erfolgreich abgeschlossen?
Wenn die Klient*innen möglichst viele ihrer selbst festgelegten Ziele erreicht haben. Am schönsten ist es natürlich, wenn sie am Schluss einen Job im allgemeinen Arbeitsmarkt finden. Es kann aber auch sein, dass sich im Prozess herausstellt, dass dies nicht möglich ist, und es zu einer Anmeldung beim RAV oder zu einer IV-Rentenprüfung kommt. Wichtig ist mir, dass die Menschen mit der jeweiligen Situation umgehen können. Dann haben wir schon sehr viel erreicht.
GEWA Stiftung für berufliche Integration
Die GEWA ist ein sozialwirtschaftliches Unternehmen. Ihr Ziel ist die berufliche Integration von Menschen, denen es aus psychischen Gründen nicht oder nur teilweise möglich ist, die Anforderungen des allgemeinen Arbeitsmarktes zu erfüllen. Sie führt eigene Betriebe in verschiedenen Branchen, in denen sie Arbeits- und Ausbildungsplätze für Menschen mit und ohne IV-Unterstützung anbietet. Zudem begleitet sie Menschen beim Wiedereintritt in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarkts.