Die Südhang Arbeitsintegration & Handels AG bietet Menschen einen Rahmen zur sozialen und beruflichen Integration. Ziel ist es, dass die Teilnehmenden in einem ein- bis dreimonatigen Arbeitseinsatz Schlüsselkompetenzen für die Arbeitswelt (wieder)aufbauen und Stabilität zurückgewinnen. Sonja Tscholl Egli, Leiterin Produktion, erzählt im Interview, wie dies geschieht und welche Herausforderungen damit verbunden sind.
Sonja Tscholl Egli, was sind deine Aufgaben in der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG?
Ich bin zuständig dafür, dass der Betrieb läuft. Ich bin so etwas wie die Schnittstelle zwischen der Wirtschaftlichkeit des Betriebs und dem sozialen Auftrag. Das heisst, auf der einen Seite stelle ich zusammen mit dem Team sicher, dass unsere Kundschaft ihre Möbel termingerecht erhält. Auf der anderen Seite gebe ich den Teilnehmenden eines Arbeitseinsatzes Raum und Zeit, damit sie an ihren individuellen Themen arbeiten können. Jede und jeder von ihnen trägt seinen/ihren Rucksack und hat unterschiedliche Bedürfnisse.
Das klingt nach einer herausfordernden Situation.
Ja, es ist spannend und herausfordernd zugleich, alles unter einen Hut zu bringen. Es ist manchmal ein Spagat, unsere qualitativ hochwertigen Produkte auszuliefern und dabei die Teilnehmenden nicht unter Druck zu setzen, sondern sie zu beflügeln, damit sie ihre Fähigkeiten entfalten können. Schliesslich sollen die Teilnehmenden von ihrem Einsatz bei uns profitieren können – genauso wie wir von ihren «helping hands» profitieren.
Wie kommt ein*e Teilnehmer*in zu einem Arbeitseinsatz bei der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG?
Durch die Klinik Südhang oder durch die Kontaktaufnahme mit unserem externen Netzwerk. Dazu gehören zum Beispiel die GEWA oder das Kompetenzzentrum Arbeit der Stadt Bern. Eine Fachperson dieser Organisationen begleitet die Teilnehmenden während ihres Einsatzes in Form eines Coachings. Wir sind in engem Austausch mit den Fachpersonen und können so das Setting, sprich den Arbeitseinsatz, rasch anpassen, sollte dies notwendig sein.
Wer sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einem Programm wie diesem?
Das sind Menschen wie du und ich. Sie haben irgendwo eine Schwierigkeit, wollen diese anpacken und an sich arbeiten. Sie haben aber auch alle ein Talent, eine Fähigkeit, die es zu entdecken und zu fördern gilt. Es ist unsere Aufgabe, sie in diesem Prozess bestmöglich zu unterstützen. Einige brauchen dafür etwas mehr Begleitung, Raum und Zeit, andere weniger.
Bist du ein besonders geduldiger Mensch?
Ausser mit mir selbst bin ich wohl sehr geduldig, ja. Es braucht trotzdem eine gute Planung. Ich muss mir gut überlegen, wem ich welche Arbeiten zuteilen kann, damit ich die Teilnehmenden nicht überfordere. Ich beobachte genau, teste, fordere heraus, gebe Rückmeldung. Nur so kann ich ihnen den nötigen Raum für ihre Entwicklung geben.
Wie förderst du die Teilnehmenden im Arbeitsalltag konkret?
Ich versuche, den wirtschaftlichen Druck bei uns, sprich den festangestellten Mitarbeitenden, zu halten und bei den Programmteilnehmenden nur dort sanft Druck aufzusetzen, wo es um ihre persönliche Entwicklung geht. Ich ermutige sie, etwas auszuprobieren und an sich zu glauben. Ich unterstütze sie darin, sich zu stärken und Lösungen zu finden, damit sie diese als ein positives Erlebnis verinnerlichen können.
Kannst du ein Beispiel nennen?
Es gab eine Teilnehmerin, die morgens nur schwer aus dem Bett kam. Also haben wir gemeinsam vereinbart, dass sie sich einen zweiten Wecker stellt. Andere lernen, dass sie sich melden müssen, wenn sie krank sind oder den Bus verpasst haben. Es sind kleine Dinge, die den Unterschied machen. Aber gerade diese Erfolgserlebnisse tragen dazu bei, die Schlüsselkompetenzen für den Arbeitsalltag (wieder)aufzubauen.
Was freut dich persönlich an deiner Aufgabe?
Wenn ich den Menschen Raum geben kann, gibt mir das sehr viel zurück. Wenn ich es schaffe, termingerecht zu liefern und gleichzeitig den Menschen die Zeit zu geben, an sich zu arbeiten – dann bin ich zufrieden. Es ist einfach cool zu sehen, wie jemand eine Lösung findet, wenn man ihm*ihr genug Zeit gibt. Dass wir diese Zeit geben können, ist fantastisch und zeichnet die Südhang Arbeitsintegration & Handels AG als Sozialfirma aus.
Angebot «Neustart üben»
Die Südhang Arbeitsintegration & Handels AG bietet einen Rahmen zur sozialen und beruflichen Integration von jährlich rund 25 – 30 Menschen.
Sind Sie auf der Suche nach einem Arbeitsplatz für einen Menschen, der den Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag üben möchte?
Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.